Fichten und Eschen im Rümlanger Wald müssen wegen Borkenkäfer und Eschenwelke vorzeitig geerntet werden. Bild: zvg
22.09.2023 06:00
Zwangsnutzung bietet Chance für vitaleren Laubholzwald
Die letzten Wochen wurde im Rümlanger Wald geholzt. Grund dafür sind die Eschenwelke und der Borkenkäfer. Man sei nicht froh über die Zwangsnutzung, sagt Förster Thomas Hubli. Aber sie biete auch Chancen für einen vitaleren Wald.
Rümlang. Vor allem Fichten und Eschen mussten in den letzten Wochen im Rümlanger Wald gefällt werden. Zum Teil wurden ganze Lichtungen freigelegt. Die Zwangsnutzung sei wegen des starken Befalls mit Borkenkäfern (Fichten) und der Eschenwelke beziehungsweise dem Eschentriebsterben sowie des Befalls mit dem Pilz Hallimasch nötig geworden, erklärt Thomas Hubli von der TH Forst GmbH und als Revierförster für den Rümlanger Wald zuständig. Normalerweise würde man mit dem Fällen von Bäumen erst beginnen, wenn diese keine Blätter mehr tragen und auch nicht so viele aufs Mal ernten. Doch nun sei dies schon früher nötig und werde noch bis in den Winter hinein dauern. Zum einen wolle man verhindern, dass sich der Käferbefall noch schneller ausbreitet, zum andern das Holz ernten, solange es noch weiss und damit wertvoller ist. Ein weiterer Grund sei die Sicherheit. «Nach jedem Sturm liegen bei uns im Wald Eschen auf dem Weg, wenn Bäume umfallen ist das sehr gefährlich», so Hubli. Aus diesen Gründen werde man auch in den nächsten zwei Jahren starke Eingriffe machen müssen.
90 Prozent der Eschen verschwindet
Denn die Hauptbaumarten im Rümlanger Wald sind nach wie vor Fichten und Eschen. Die Fichten vertragen aber die Hitze und Trockenheit schlecht. Die Fichte kämpft seit dem Sturm Lothar im Jahr 1999 und dem Hitzesommer 2003 akut mit dem Borkenkäfer und mit Windwurf. Die globale Erwärmung begünstigt die Vermehrung des Borkenkäfers. Die Eschen wiederum sind krank durch die Eschenwelke, die vor rund 15 Jahren durch einen aus Ostasien eingeschleppten Pilz verursacht wird. Die geschwächten Bäume werden dann häufig zusätzlich vom parasitären Pilz Hallimasch befallen, der sich von Wurzeln ernährt. «Die einigermassen gesunden Bäume versuchen wir zu halten. Wir haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben», erklärt Thomas Hubli bei einem Rundgang durch den Wald, auf dem das Ausmass des Schädlingsbefalls sowie der getroffenen Massnahmen sichtbar wird. «90 Prozent des Eschenbestandes wird verschwinden in Rümlang», ist sich der Förster sicher.
Chance für die Biodiversität
Auch wenn es traurig sei, «auf den Lichtungen, die zur Zeit kahl aussehen, wachsen bereits kleine Bäume nach», gibt Hubli zu bedenken. Bei der Verjüngung setze man vor allem auf natürlich wachsendes Laubholz, vor allem Buchen und Bergahorn, erklärt der Förster. Und wenn Bäume gepflanzt werden, wähle man klimaresistente Arten. Zum Beispiel Eiche, Edelkastanie, Erle, Spitzahorn, Kirsche oder Linde. «Die Mischung ist gut für die Biodiversität und diese Laubbäume kommen gut mit der Hitze klar.» In Zukunft wird der Rümlanger Wald gemäss Thomas Hubli robustere und qualitativ bessere Baumbestände haben. Die Fichten stammen noch aus dem 60er und 70er-Jahren, als man vor allem auf Reinbestände setzte. «Es wird einen Wechsel vom Nadelholz- hin zum Laubholzwald geben. Das ist auch eine Chance für Lichtbaumarten wie die Eiche», so Hubli. Während des Baumschlags, bei dem die Forstarbeiter übrigens darauf achten, durch das Anlegen von Rückegassen, auf welchen sich die Holzerntemaschinen bewegen, den Boden zu schonen, bitte man die Bevölkerung, sich aus Sicherheitsgründen an die Absperrungen zu halten.
Bettina Sticher