Neues Projekt zugunsten der Eichen
Schlankeres Projekt zum Vorteil der Natur: Der Kanton und die Firma Eberhard informierten am Montag zur Deponie Chalberhau in Rümlang. Frühestens 2024 beginnen die Bauarbeiten.
Schlankeres Projekt zum Vorteil der Natur: Der Kanton und die Firma Eberhard informierten am Montag zur Deponie Chalberhau in Rümlang. Frühestens 2024 beginnen die Bauarbeiten.
Rümlang. Die geplante Erweiterung der Deponie Chalberhau in Rümlang warf politische Wellen. Seit 2021 steht sie im Kantonalen Richtplan. Seither wurde auch heftige Kritik laut. Letzter Höhepunkt war die kürzlich erfolgte Waldbesetzung durch Aktivisten, die polizeilich geräumt werden musste. Tatsache ist: Die Erweiterung betrifft Teile eines ökologisch wertvollen Waldgebietes. Das Projekt muss daher viele Hürden nehmen.
Der Verlauf dessen Entwicklung und der weitere Fahrplan wurden am Montag an einer Information für die Bevölkerung und die Medien von Vertretern des Kantons sowie der Firma Eberhard präsentiert.
Balthasar Thalmann vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft erklärte, warum es weitere Deponien braucht. Ziel sei der Kreislauf. 80 Prozent der Zürcher Bauabfälle werden heute bereits verwertet. Trotzdem werde es auch in Zukunft Abfälle geben, die deponiert werden müssen. Und Abfälle, die im Kanton Zürich anfallen, sollen innerhalb des Kantonsgebiets abgelagert werden. Daher liege die Deponie in Rümlang im öffentlichen Interesse: «Die kantonale Deponie-Reserve für Bauabfälle und Altlastenmaterial reicht noch für weniger als fünf Jahre.»
Benjamin Meyer vom Amt für Raumentwicklung erläuterte die Meilensteine vom ersten bis zum aktuellen Projekt. Es gab zwei Vorprüfungen, verschiedene Varianten, Workshops mit Fachstellen, Verbänden, Eigentümern und der Gemeinde sowie eine Interessenabwägung. «Es war ein zweijähriger Prozess, in dem wir rund zehn verschiedene Varianten ausgearbeitet und abgewogen haben», so Meyer. Vor kurzem fällte die Baudirektion den Vorentscheid für die Variante «Chalberhau Mitte».
Michael Bebi von der Eberhard AG erklärte das Vorgehen vonseiten des Unternehmens. Man habe die ganzen50 Hektaren Wald bezüglich der Baumarten und -grössen kartiert und einen Teil davon mit einer 3D-Simulation illustriert. Das Ziel: «Möglichst hohe Rücksichtnahme auf die alten Eichen und Lebensräume und diese, wo immer es geht, erhalten.» Statt 1500 müssen im abgespeckten Deponieprojekt noch 1000 Bäume gefällt werden, darunter statt 33 neu noch 13 grosse Eichen, und noch8 statt 10,5 Hektaren, also noch etwa 16 Prozent des Waldstückes, gerodet werden. «Wir konnten dabei die Ausnützungsziffer, also das Deponievolumen pro Quadratmeter, sogar noch verbessern», so Bebi.
Für die Festsetzung des Gestaltungsplanes durch die Baudirektion, den es für die Deponieerweiterung braucht, ist neben dem Nachweisen von Bedarf, Standortgebundenheit und -eignung, dem hohen öffentlichen Interesse auch ein Nachweis der Umweltverträglichkeit nötig. Andreas Schmidweber vom Planungsbüro Basler & Hofmann erklärte dazu: «Die Eingriffe sind erheblich. Es braucht daher umfangreiche Ausgleichs-, Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen.» Vorgesehen sind unter anderem die Renaturierung des Chalberhaugrabens, 100 Prozent Waldersatz, ökologischer Ausgleich im Wald, Kompensationsmassnahmen ausserhalb des Gebietes sowie die Kompensation der Fruchtfolgeflächen. Die schützenswerten Arten, die den Lebensraum der alten Eichen nutzen, zum Beispiel sehr seltene Käfer, sollen in umliegende Waldstücke umgesiedelt werden, ebenso die Fledermäuse mit Hilfe von Fledermauskästen. «Aber auch im Norden des Kantons haben wir Orte gefunden, wo es ebenfalls wertvolle alte Eichen und damit Lebensraum für diese Tiere gibt», erklärte Michael Bebi. Als Kompensationsmassnahme soll dort angrenzend an ein bestehendes Habitat eine zusätzliche Waldfläche zur Vergrösserung dauerhaft gesichert und gefördert werden.
Voraussichtlich im Herbst liegt der Gestaltungsplan Erweiterung Chalberhau öffentlich auf. In dieser Zeit sind von allen Interessierten Einwendungen möglich. Das Projekt geht dann zurück an die Baudirektion zum Festsetzungsverfahren des Gestaltungsplans. Voraussetzung dafür sei auch die Fertigstellung der Gesamtschau Deponien, die den tatsächlichen Bedarf von Deponien aufzeigt, sagte Benjamin Meyer. Wenn der Gestaltungsplan rechtskräftig ist, kann die Firma Eberhard ein Baugesuch einreichen. Gemäss Meyer können die Bauarbeiten «frühestens im Sommer 2024 beginnen».
Bettina Sticher
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